Perfekter Liebhaber/perfekte Liebhaberin – was braucht man dafür
Noch vor 2-3 Jahren, bevor ich Intimfitness Trainerin wurde, war ich mir ganz sicher, dass es bei gutem Sex vor allem um die Technik geht. Klar, die ist tatsächlich wichtig, und im Fall von IMbuilding sind die gesundheitlichen Vorteile nicht zu unterschätzen – aber wahre Sexualität hat sehr viel mit der Persönlichkeit zu tun.
Die folgenden sechs Fähigkeiten würde ich aus meiner jetzigen Erfahrung und aus dem Austausch mit Frauen und Männern in meinen Kursen als besonders wichtig auszeichnen:
Nummer 1 ist natürlich die berühmte Genussfähigkeit, oder wie man sie noch bezeichnet, die Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu sein. Sehr viele Coaches legen Wert darauf, die Leute aufzuklären, dass der Weg das Ziel ist, und im Sinne der Sexualität bedeutet es: Es geht beim Sex nicht um die Meilensteine „Erektion“ und „Orgasmus“ – auch davor, dazwischen, danach und eventuell stattdessen gibt es wahnsinnig viele Möglichkeiten zu genießen!
Wenn man sich und den Partner unbewusst unter Druck setzt, ist das sowohl für die körperliche Sexualität als auch für die Ehrlichkeit eher tödlich! Die Frau kann ihr Bestes tun, um den Mann zur Erektion zu bringen, und der Mann zeigt oft Wunder der Selbstbeherrschung, damit sie kommt. Was haben wir davon? Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Wir versuchen den Partner nicht mit unserer Reaktion zu enttäuschen. Aber ihr wisst ja: Es wird nur schlimmer.
Die Lösung ist, jeden Moment miteinander zu genießen: Massage, Vorspiel und orales Vergnügen sind nicht nur dafür da, den Lieblingsmenschen „fertig“ zu machen – sie sind ein toller, kreativer Prozess für beide Teilnehmer. Der/die Gebende hat auch viele Rezeptoren auf den Fingern, am Mund etc. Der Weg ist das Ziel 🙂
Um Genussfähigkeit zu steigern, können wir uns öfter bewusst vornehmen, uns etwas Schönes, Leckeres, Gut riechendes zu gönnen, und uns darauf fokussieren, auch wenn es am Anfang kurz dauert und wir uns ablenken. Jeder Lernprozess braucht Zeit. Klar, die beste und natürlichste Umgebung dafür ist ein Urlaub, deswegen schmeckt im Urlaub alles besser und auch der Sex ist da irgendwie schöner …
Nummer 2 wäre meiner Meinung nach die Ehrlichkeit mit sich und dem Partner: Setze Deine Grenzen, und sage auch, was Du toll findest und was noch schöner wird, falls … sanfter/härter/nach links/gegen den Uhrzeigersinn … Für Deinen Lieblingsmenschen sind diese Informationen eine große Erleichterung, genau wie ein Navi für einen Autofahrer in einer fremden Stadt!
Nummer 3 ist der Ausstieg aus der Dualität (Schwarz-Weiß-Denken). Die Gewohnheit, alles zu bewerten, scheint für uns normal zu sein, weil wir so erzogen wurde. Es existiert aber nicht nur objektiv Gutes und Schlechtes, denn die subjektive Wahrnehmung kann unterschiedlich sein – ich mag oder ich mag nicht. Das Mögen oder Nicht-Mögen allerdings nicht gut oder schlecht und kann sich mit der Zeit verändern. Das spart Zeit und spart Schamgefühle: Sobald ich nicht werte, habe ich keine Angst bewertet zu werden, d. h. ich zeige die Wahrheit so wie sie ist. Aber verwechselt es bitte nicht mit der Ablehnung der Veränderung!
Nummer 4 ist die Freude am Wachstum. Sorry Männer, aber Frauen sind in der Regel etwas weiter, was persönliches Wachstum anbetrifft, obwohl es im deutschsprachigen Raum schon ausgeglichener ist als in der ehemaligen Sowjetunion. Es ist langfristig sehr hilfreich, offen für neue Erfahrungen zu sein. Was uns daran hindert, ist insbesondere im Sexualleben wieder die Dualität: Was mache ich, wenn die Umgebung meine Ideen schlecht findet? Was mache ich, wenn ich scheitere? Was denkt mein Partner über mich, wenn ich es vorschlage? Und so weiter. Der Weg ist das Ziel, also los! Ich habe Glück, dass in der letzten Zeit die meisten Leute, denen ich begegne, so sind – andere gehen auch nicht zum Seminar über die Sexualität und lehnen es direkt ab oder „verschieben auf irgendwann“. Ich weiß meine Umgebung zu schätzen 🙂
Nummer 5 ist für mich die gesunde Logik und das Allgemeinwissen über die Anatomie. Erogene Zonen, Zusammenhang der Organe, Funktion des motorischen und sensorischen Kortex. Im Bezug auf die Sexualität hatten wir alle viel zu wenig davon in der Schule. Daher gibt es sexuelle Weiterbildung für Erwachsene, und wie Du die nächste Generation erziehst, ist Deine Sache! 😉
Na gut, Nummer 6 ist dann doch die Technik. Es gibt genug Informationen, z. B. zu Massage, oralem Verwöhnen, exotischen Spielen oder Urkraft durch Vaginalsex. Es ist gut, von anderen Völkern zu lernen, was im Sexualleben toll sein kann. Sicherlich es gibt keine einzige Universaltechnik. Wie in jeder Ausbildung erhältst Du Allgemeinwissen und wendest es situationsbedingt an. Die Königsdisziplin ist dann, selbst kreativ zu werden und seine eigene einzigartige Liebesgeschichte zu gestalten.