She Comes First – Schatzsuche-Tipps für ihn
Für eine erste Interaktion mit der Frau ist die Suche nach ihren aktuell stärksten erogenen Zonen an sinnvollsten. Wo befinden diese sich aber normalerweise? Vor meiner Entwicklung des Cunnilingus-Seminars musste ich unbedingt „She Comes First“ (zu Deutsch: Sie kommt zuerst) lesen, ein Bestseller in seiner Kategorie von Ian Kerner. Es enthält zweifellos wichtige und interessante Einblicke und Tipps für Männer – wieso ich es aber nicht uneingeschränkt empfehlen kann, erfährst du beim Weiterlesen.
Das Buch ist eine super Anleitung für die Interaktion mit den äußeren erogenen Zonen der Frau und enthält sowohl interessante Erklärungen für Anfänger als auch Profis. Die anatomische Ähnlichkeit zwischen den männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen ist erstaunlich, und deren Verständnis kann sehr gut dabei helfen, die Prämisse „Sie kommt zuerst“ zu erfüllen.
Schamlippen und Hoden, Klitorisperle und Eichel, Vorhaut und „Kapuze“ (ich habe schon von einem Mann eine Hypothese zur weiblichen Phimose gehört, die die Empfindlichkeit des Klitoriskopfes verhindern kann), G-Zone und Prostata. Diese Parallelen werden sowohl für ein Seminar zu oralen Zärtlichkeiten von der Frau für den Mann als auch andersrum wichtig. Der Autor geht allerdings davon aus, dass die erogenen Zonen stabil und „gegeben“ sind, was nicht ganz wahr ist! Die erogenen Zonen „wandern“ im Laufe der Zeit und unter dem Einfluss des Partners.
Die Geschichte der Entdeckung der weiblichen Sexualität hat dafür gesorgt, dass die Klitoris mehr Aufmerksamkeit als tiefer liegende Schätze erhielt, und es ist gut, von dieser Tatsache profitieren zu können.
Auf der Schatzsuche sollte man zwischen kurzfristigen und langfristigen Beziehungen unterscheiden (denn wie erwähnt, verschieben sich erogene Zonen mit der Zeit). Wenn man davon ausgeht, dass die Vagina der Frau relativ wenig spürt, ist „normaler“ Cunnilingus die beste Lösung. Ian Kerner ist der Meinung, dass grundsätzlich nur das erste Drittel der Vagina etwas spürt. Das ist allerdings eine gefährliche Einstellung! Zwar gibt es tolle interessante Techniken für Zunge und Finger, aber wenn man nur die verfolgt, existiert gewissermaßen die Gefahr, den Spalt zwischen dem intensiven klitoralen Empfinden und der Sinnlichkeit in der Tiefe der Vagina noch größer zu machen. Die Macht der erogenen Zone wächst mit jeder Interaktion, d. h. dass stärker „bespielte“ Zonen immer intensiver empfinden, vernachlässigte Zonen allerdings verarmen. Daher ist es kein Wunder, dass die Klitoris immer mächtiger wird: Sie befindet sich außen am Körper, man muss sich für sie nicht mit der Vagina beschäftigen, und technisch gesehen ist sie auch leichter für die Eigentümerin selbst zu erreichen.
Ian Kerner behauptet, die Klitoris wäre überhaupt das wichtigste Organ der weiblichen Lust und am besten mit der Zunge zu erreichen und nicht mit dem Penis. Ja, „französisch“ ist ein schöner Teil des sexuellen Miteinanders, aber der Wunsch, die Penetration damit zu ersetzen, falls die Frau so am leichtesten zum Orgasmus kommt, ist nur eine „Symptombehandlung“. Genauso sieht es mit der G-Zone aus: toll, aber auch da gibt es noch mehr.
Die Klitoris entwickelt sich beim Fötus aus den gleichen Zellen wir der Penis, und die einzige heutzutage bekannte Funktion von diesem Organ wäre die Lust. Ich wäre aber vorsichtig mit diesen 100-%-Behauptungen zu diesem Organ. Lust und Spaß korrelieren mit der weiblichen Gesundheit, Fruchtbarkeit und Ausstrahlung. Die Formel des Zusammenhangs zwischen Libido und weiblicher Lebensqualität ist definitiv nicht linear und eher wechselwirkend (dito bei den Männern).
Nun aber zurück zur Schatzsuche! Sie wird gern vernachlässigt: Das Stichwort ist „Routine“, beim Sexleben der häufigste Fehler vieler Paare. Dabei geht es nicht nur um Ausprobieren neuer Spielarten und Spielzeuge, sondern auch um die Fähigkeit des Menschen, die eigene Sinnlichkeit zu steigern. Wie funktioniert diese Schatzsuche am besten?
- Die erogene Zone kann sich am schönsten da zeigen, wo man die Frau mit dem richtigen eigenen Gefühl berührt. Das heißt: Nicht egozentrisch denken „Ich zeige Dir gleich, wie toll ich es schaffe, Dich zum Orgasmus zu bringen“, sondern selbst Spaß am Prozess haben, spielen und lauschen, wie ihr Körper gerade reagiert.
- Im Hier und Jetzt sein. Selbst bei technisch perfekten Berührungen stören Gedanken wie „Meine Mitarbeiter sind Idioten“ die Intensität, denn Menschen können ihre eigene Schwingung an Mitmenschen weitergeben. Um die Frau zu entspannen, entspanne Dich erstmal selbst.
- Die meisten Frauen leiden heutzutage unter Stress, objektiv oder selbstgemacht. Gegen Stress wirkt das Kuschelhormon Oxytocin sehr gut. Tägliche Berührung, gewisse Aromen oder der Einsatz von ungewöhnlichen sinnlichen Reizen wäre super.
- Frage richtig nach Feedback. Frage statt „Gut so?“ lieber „So, intensiver, langsamer?“. Oft wird die Frau dir verraten, auf welche Art sie selbst masturbiert, aber falls sie es nicht tut, solltest du diese Frage lieber nicht so direkt stellen. In unserer Gesellschaft ist die Selbstbefriedigung nach wie vor leider eher ein Tabuthema. Wenn Deine Frau offen ist und dir von selbst alles zeigt: super!
- Manche Arten der Berührung können eher eine negative Wirkung haben, zum Beispiel am Analkranz. Respektiere die Individualität Deiner Partnerin. Nicht alles, was in den besten Büchern steht, funktioniert für jede Frau, und das ist auch in Ordnung. Du bist ja auch einzigartig.
- Nicht aufhören. Suche immer weiter, auch wenn ihr schon 20 Jahre verheiratet seid und Du denkst, perfekt zu wissen, was sie mag