Vaginismus: was tun?
Ist Vaginalsex für Dich eine Horrorvorstellung? Unter Vaginismus (Scheidenkrampf) versteht man eine unwillkürliche Verkrampfung oder Verspannung des Beckenbodens und des unteren Drittels der Vaginalmuskulatur der Frau, wodurch der Scheideneingang eng bzw. wie verschlossen erscheint. Für die Frau bedeutet jede Einführung physische Schmerzen aber auch dramatisches psychisches Unwohlgefühl. Bin ich jetzt nicht Frau genug? Warum ich?
Dazu kommt oft Trockenheit und folglich die erhöhte Häufigkeit der Entzündungen im Intimbereich.
Ziemlich egal, ob das Problem einen körperlichen oder psychologischen Ursprung hat. Die Zusammenwirkung von beiden Faktoren verhindert die Heilung. Also am liebsten behandelst Du es ganzheitlich.
Um das Vorgehen zu vereinfachen, schlage ich Dir vor, Scheidenkrampf mit einer Muskelverspannung im Nacken hoch hundert zu vergleichen.
1. Minderwertigkeitsgefühle loslassen. Vaginismus ist „einfach“ ein Krampf, ob psychologisch, physiologisch oder gemischt bedingt. Würdest Du Dir wegen Nackenschmerzen schuld geben? Auf jeden Fall nicht so sehr. Du würdest eher daran denken, welche bekannte Maßnahmen Dir helfen können: Ernährung, Massage, Bewegung, eventuell Psychotherapie (trägst Du zu viel auf den Schultern?). Verbesserung Deiner Situation ist möglich und kann viele gesundheitliche Probleme nebenbei lösen (Hormonhaushalt verbessern, Rückenleiden mindern, Entzündungen im Beckenbereich seltener machen). Auch wenn Du böse auf alle Männer der Welt wärest, Verbesserung des Zustandes deines Beckenbodens und der Vaginalmuskulatur dient in erster Linie DEINER Lebensqualität.
2. Auf die Ernährung achten. Genug Kalzium, Magnesium und andere Elektrolyten, genug entzündungshemmende Nahrungsergänzungsmittel, wie Grüntee und Omega 3 und so banal wie es klingt, genug Wasser – das ist immer gut!
3. Entspannung der Muskulatur. Der Tipp „entspann Dich einfach“ nervt, hat aber was dran. Die Sache ist, es ist nicht genug sich direkt vor der Einführung zu entspannen, sondern auch das Lockerlassen sollte regelmäßig trainiert werden. Nicht jede Frau hat Vaginismus, viele leiden aber an den Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und gegebenenfalls das Vorspiel was ausreichend, ist es das Gleiche wie Vaginismus, nur weniger ausgeprägt und darf genauso mit Intimfitness, Ernährungsumstellung und Entspannungstechniken angegangen werden. Sehr gut für die Muskelentspannung hilft die Wärme: warmes Bad, Kirschkissen etc. (bitte keine wärmenden Gels, die Schleimhaut beim Vaginismus ist oft noch leichter strapazierbar). Sogar solche kleinen Schritte wie das Umsteigen vom Klopapier auf die Analdusche (Du musst nicht unbedingt ein Bidet installieren, es gibt auch kleine wie Happy Po) kann hilfreich sein. WICHTIG! Die Wärme darf genutzt werden, nur wenn die akute Entzündung ausgeschlossen ist. Das gleiche gilt auch für die Kegel Übungen und Intimfitness.
4. Die Hüftöffnung ist der erste Schritt zur Dehnung der Vagina. Dazu gibt es sehr viele Yoga Asanas, die Deinen Muskeln helfen, elastischer zu werden und besseren Zugang zu den Entspannenden und Entzündungshemmenden Nährstoffen zu bekommen.
5. Die Beckenbodenübungen verbessern die Verbindung zum Gehirn und schenken Dir mehr Kontrolle über die Kontraktionen der Intimmuskulatur. Falls möglich, nutze Deine Finger zum Biofeedback, wie wir es im Online Kurs darstellen. Da findest Du auch viele gute Übungen, die ohne Einführung der Geräte möglich sind, da sie für die Jungfrauen entwickelt wurde.
6. Dehnung der Vagina. Da halte ich die Dilatoren für weniger sinnvoll als eigene Finger ( nach H. Singer Kaplan). Da hast Du wesentlich mehr Kontrolle über die Einführung und kannst gut spüren, wie entspannt die Muskeln sind. Die entspannte Intimmuskulatur füllt sich wie eine warme feuchte Daunen-Decken an. Zusätzlich kannst Du dich sanft massieren und punktuell die verspannten Stellen behandeln wie bei der therapeutischen Yoni Massage: den Finger etwas länger an dem „Knoten“ dran lassen und spüren, wie er sich auflöst.
Die Übungen mit den Geräten, wenn es soweit ist, dürfen am Anfang am liebsten im Wasser Ausgeführt werden. Intimfitness (VUMfit) Aqua kommt als Kurs ab März 2020.
7. Vertrauensgespräche mit dem Profi, Partner oder der besten Freundin. Muskelverspannungen und Ängste gewisser Art hat (bzw. hatte mal) jeder. Und um sie zu überwinden ist es gut lösungsorientiert vorzugehen. Mach Dir keine Vorwürfe. Handle!
Wie Du siehst, es gibt keine Zauberpille (wie immer im Leben), die Heilung ist ein Prozess, dass vielleicht Monate nimmt, aber sie ist auch möglich!