Bedingungsloser Sex
Egal für welchen Zweck Du zu Intimfitness kommst, ob Gesundheit, der Wunsch, die Beziehung interessanter zu gestalten oder dich selbst besser zu spüren und schönere Orgasmen zu haben: Du begibst Dich früher oder später auf den Weg der Auseinandersetzung mit der eigenen männlichen bzw. weiblichen Natur. Wir erwecken nicht nur die Steuerbarkeit und Kraft der bestimmten Muskelgruppen. Die sexuelle Energie galt in vielen alten Kulturen als Quelle für Gesundheit, Erfolg und sogar Spiritualität. Dieses Wissen ist für uns Europäer nicht so offensichtlich, aber wenn man darüber mehr nachdenkt, ergibt alles Sinn. Diese Energie treibt Dich auch als Persönlichkeit weiter!
In meinem kommenden Buch „Tanz der Liebesmuskulatur“ werden neben Übungen auch Denkanstöße zu den Themen Männlichkeit, Weiblichkeit, Liebe und Respekt dargestellt, die ich soweit dank meiner Arbeit mit Frauen und Männern sowie aus den anderen Quellen gesammelt habe.
Zum Thema „bedingungslose Liebe“ findet man bei Google über 1 Million Einträge. Ihre Definition und Vorschriften sind streng und scheinen für einen „normalen“ Menschen kaum erfüllbar. Doch es scheint es wert zu sein, dieses Gefühl zu aktivieren. „Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt“, sagte Konfuzius. Deswegen fangen wir von den vier wichtigsten Beziehungsebenen (sexuell, emotional, mental und spirituell) mit der einfachsten Ebene an: Sexualität.
Was wären die ersten Schritte, um unser intimes Miteinander dank der Bedingungslosigkeit zu machen? Hier kommen die Punkte, die ich selbst innerhalb der letzten 2,5 Jahren auch erstmal lernen musste:
„Liebe ist geben und nehmen.“ Der Spruch macht absolut Sinn, denn bei einem gleichwertigen Austausch hat die Liebe Chancen, langfristig zu überleben. Wenn man allerdings zu sehr darauf achtet, genau gleich viel zurück zu bekommen bzw. sofort genau so viel zu geben, spart man sich das wundervolle Gefühl der Dankbarkeit und eine Menge Spaß. Rein sexuell gesehen nimmt uns das Bedürfnis, unmittelbar „die Rechnung zu begleichen“, die Fähigkeit, uns auf dem Genuss zu fokussieren. Gleichzeitige Massage und sogar die beliebte 69er-Stellung klauen uns Achtsamkeit für die eigenen Erlebnisse. Wenn wir also nicht annehmen können, geben wir dadurch auch dem Partner nicht die Möglichkeit, uns zu verwöhnen und dabei das Geben zu genießen. Noch schlimmer ist es, wenn wir selbst etwas tun, um eine Gegenleistung zu erhalten. Da setzt man sowohl den Partner oder die Partnerin als auch sich unter Druck. Ein Beispiel dafür wäre „wenn ich jetzt den Mann gut oral befriedige, kriege ich Wertschätzung“. Was bedeutet aber schöner Oralsex? In der Vorstellung vieler Menschen ist der Orgasmus ein Zeichen, dass die Mühe sich gelohnt hat. Die Frau setzt sich also häufig selbst unter Druck, um den Mann so intensiv wie möglich zu stimulieren und wartet ungeduldig auf den Erfolg. Dieser Druck wird unbewusst wahrgenommen. Oder andersrum, der Mann versucht, eine Frau mit Orgasmusschwierigkeiten zum Kommen zu bringen, um sich wie ein toller Liebhaber zu fühlen und Lob zu kassieren, und kommuniziert sein Vorhaben auch klar. Die Frau will ihn nicht enttäuschen und setzt sich unter Druck. Im Kopf fokussiert sie sich darauf, unbedingt kommen zu müssen, und ihr wisst ja … Der Mann verzichtet teilweise auf seinen Spaß, um das Ergebnis hinzubekommen.
Wie kann man also lernen, diese blöde gegenseitige Abhängigkeit abzuschaffen? Erstens: Entweder geben oder nehmen und es genießen und nicht schon eine Gegenleistung in diesem Moment erwarten oder erbringen müssen. Zweitens: Spaß am Geben pur zu haben, wie an der Kunst oder einem kreativen Hobby (unter „Hobby“ verstehe ich etwas, was wir nur aus dem Grund machen, den Prozess zu genießen). Drittens: Wenn man spürt, dass der Austausch auf Dauer nicht gleichwertig ist, den Partner loslassen können. Ein Wert, den wir Taten zuschreiben, ist sowieso immer subjektiv. Sogar ein 100-Euro-Schein wird von Personen unterschiedlich wahrgenommen, ganz zu schweigen von einer Massage oder einem Orgasmus.
Loslassen können. Ganz direkt verstanden ist der erste Schritt die Technik „enge Einführung“, die schon in der Stufe 1 gelernt wird. Wenn der Partner „reingeht“, wird er von der Liebesmuskulatur der Partnerin begrüßt, und wenn er raus möchte, wird die Muskulatur locker losgelassen. Im weiteren Sinne geht es um eine sehr verbreitete Herausforderung: Einer der Partner hat eine schwächere Libido. Wenn so was selten vorkommt, kann man es erstmal ignorieren, aber langfristig ist es das erste Warnzeichen für mögliche Gesundheitsprobleme. Libidomangel ist oft nur körperlich bedingt und daher relativ einfach zu beheben. Durch Massagen, Ernährung und gemeinsames Training (in komplizierteren Fällen der Impotenz auch durch die „weiche Einführung“) bieten wir dem Partner an, die sexuelle Aktivität wieder zu erwerben, aber setzen ihn oder sie nicht unter Druck, schnell an Ergebnis zu kommen. Stärkung der Muskeln, Wachstum der Sinnlichkeit und Normalisierung des Hormonhaushaltes braucht Zeit.
Selbstverantwortung übernehmen und selbst glücklich werden. Klar, wir leben im Socium und lassen die Umgebung auf unsere Stimmung wirken. Manche sind da sensibler und spüren die schlechte oder gute Laune des Partners. Es ist absolut menschlich, kurz mitzugehen, ehrlich über die eigene Laune zu reflektieren und zurück zu sich zu kommen. Dieser Ausdruck der emotionalen Intelligenz ist nicht mit emotionaler Abhängigkeit zu verwechseln. Genauso im sexuellen Miteinander: Selbstverständlich wirkt der Partner auf unsere Lust und Spaß mit, aber die Erregung, die Sinnlichkeit und Qualität der Orgasmen sind trainierbar. Lerne das Potenzial deines eigenen Körper kennen und warte nicht auf den Prinz oder versuche nicht die Partnerinnen immer wieder zu wechseln auf der Suche nach jemandem, der dich erfüllt! So wie Du selbst kann kein anderer Mensch Dein Potenzial entfalten.
Akzeptiere Menschen so, wie sie sind. Oh yeah, dieser Teil der Definition wird oft ausgebeutet. Es macht Sinn, erstmal die Frage zu beantworten, wie dieser Mensch ist und ooops – wir kriegen mehrere Bilder abhängig von der Situation. Jede Persönlichkeit bedeutet eine Mehrheit von möglichen Entwicklungsszenarios. Diese haben einen Rahmen, aber innerhalb von diesem Rahmen ist man gut beweglich. Wichtig ist, die Grenzen der Person anzuerkennen und immer wieder zu überprüfen, denn wir verändern uns ständig. Wer „wie eine Fliege im Bergstein“ bleibt, riskiert es, viel zu verpassen. Man sagt, eine gesunde Veränderung beträgt 12%. Das ist nicht unbedingt eine Zahl, aber sie müsste uns das Gefühl geben, was schnell geht und was nicht. Nach diesem Regel kann man neue Sachen in der Sexualität ausprobieren, unter Anderem die Steuerung der Intimmuskeln. Wenn Du eine starke Veränderung verlangst und die Grenzen auf einmal überschreiten willst, kriegst Du Wiederstand, wie wenn Du von heute auf Morgen Spagat machen willst: Der Körper macht nicht mit und hat recht. Bei der Intimfitness fängt man an, zuerst selbst zu trainieren und informiert einfach den Partner, was sonst so geht. Dann gibt es Beckenboden-WhatsApp-Gruppen, dann geht man zusammen zum Paare-Seminar oder entscheidet sich für eine Erlebnisreise, dann bleibt man zusammen am Ball, und ohne dass man viel Anstrengung bemerkt, kann man das eigene Sexualleben nach einem Jahr nicht mehr erkennen. Wenn dem Partner eine Tantra-Massage im Salon zu viel ist, lerne bestimmte Elemente selbst! Respektiere die Grenzen, aber bleibe am Ball!