Im gesunden Körper - gesunde Lust
Sexuelle Wünsche und Fantasien einpflanzen
Zunächst möchte ich mich herzlich bei ein paar Menschen bedanken: bei der Sexualtherapeutin Elinor Petzold, meiner Freundin, Co-Organisatorin der Korfu-Reisen und Lehrerin in vielen Bereichen für die Denkanstoße, einem guten Freund, dem Psychotherapeut Johannes Schneider, meinem Lehrer in Lomi-Lomi Robert Gantke und natürlich meinem Partner S.L., der nicht gegoogelt werden möchte und inkognito bleibt!
Bei vielen Paaren ist das Ausleben der sexuellen Vorlieben und sogar die Kommunikation mit dem Partner ein großes Thema. Sexuelle Wünsche und Phantasien. Wie geht man damit um?
Eigentlich genauso wie mit den „normalen“ Wünschen und Phantasien, ob Reise nach Paris, Kinderwunsch oder ein Haus am Meer.
- Opferrolle als Komfortzone verlassen. Manchmal hat man den unbewussten Gedanken, etwas nicht zu bekommen und ärgert sich darüber. Das ist bei Dir vielleicht nicht der Fall, aber es schadet nicht, in dich hineinzuhören und es zu überprüfen, eventuell mithilfe eines Spezialisten.
- Akzeptiere Deine Wünsche. Oft verbieten wir uns innerlich etwas zu wollen und kämpfen gegen uns selbst. An einem Moment des Lebens, oft an einem sehr emotionalen, oft in der Kindheit, wird etwas als „schwarz“ markiert und jetzt fühlt sich für Dich die Phantasie als pervers an, obwohl Du eigentlich niemandem damit schaden würdest. Die Fähigkeit zu werten ist in jeder Kultur gesellschaftlich sehr stark geprägt, nur „Schwarz“ und „Weiß“ sind unterschiedlich verteilt. Z.B. Frau bezahlt selbst ihre Rechnung – in Russland eindeutig negativ, in Deutschland eindeutig positiv. Polygamie – in Europa ein NoGo, in den arabischen Ländern absolut in Ordnung (wenn auch nur bei Männern). Die Gesellschaft zeigt uns die Regeln und wir adaptieren sie, um uns besser ins Rudel zu integrieren und zu überleben. Dasselbe gilt für Homosexualität, Dominanz, Schmerz … Innerlich verspüren wir aber, dass diese eindeutige Markierung für uns persönlich nicht ganz stimmt. Als Kind kriegt man darüber hinaus oft die Erfahrung, nicht alles zu bekommen, was man sich wünscht. Der Partner bzw. die Partnerin schützt uns unbewusst von der schwierigen Situation, wo diese gewöhnlichen Muster kaputt gehen und unsere Wahrnehmung von uns selbst und der Welt dadurch leidet. Was sind Deine Glaubensätze zu Deinen Vorlieben und zum Thema „Nehmen“? Die Arbeit daran kann Jahre dauern, aber keine Sorgen, sie lohnt sich.
- Verstehe die Anatomie der Liebe. Hinter gewissen Wünschen steht nur Anatomie: verbundene Augen aktivieren andere Sinne, Schmerz hilft Endorphine zu produzieren, Berührung von mehreren Menschen hilft den Kopf abzuschalten, weil Du so von den Sinnesreizen überflutet bist, dass Du nicht mehr folgen kannst, Prostata wird am einfachsten über Enddarm erreicht und so am intensivsten stimuliert, beim Sperma schlucken bleibt die Frau länger an der Eichel und stimuliert sie weiter während des Orgasmus, Klatschen am Po stimuliert die Durchblutung im Becken (ja-ja, für manche ist sogar das mal ein Schritt), Sex woanders bietet eine Herausforderung, neue Positionen zu suchen und vielleicht was Interessantes zu entdecken: Sofa ist weich, Boden ist hart, Auto ist begrenzt und Du musst mehr mit der Intimmuskulatur machen, in der Therme geht es nur mit Vaginalmuskulatur ohne Körperbewegung, usw. Teile gerne das neue Wissen mit dem Partner/der Partnerin und frage nach seiner oder ihrer Meinung.
- Open End. Nächster Schritt: Teile mit, was Du gerne möchtest. Viel leichter klappt es mithilfe vom Humor – Du schützt Dich und den Partner vor der unbequemen Situation, „Nein“ sagen und hören zu müssen. Befreie Dich von der Erwartung einer Reaktion, sowohl positiver als auch negativer, mit dem Witz-Modus. „Ich habe heute früh nicht abgewaschen und das das schmutzige Geschirr steht noch in der Spüle … Wie würdest Du mich am liebsten bestrafen?“, „Ich bin heute so faul, am liebsten würde ich gefesselt einfach so rumliegen“, „Meine Sperma hat so viele Aminosäuren und Mikroelemente, warum wird es immer verschwendet?“. Die Idee ist eingepflanzt, jetzt brauchst Du nur Geduld. „Hart wird mit weich abgeholt“ – haben wir im Lomi-Lomi Kurs von Robert Gantke gelernt und das betrifft nicht nur die Muskeln und die Gelenke!
- 12% der Veränderung. Offenheit für neue Erfahrungen gilt in der klassischen Psychologie als ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal, ist meiner Meinung nach eher dehnbar wie eine Muskel. Versuche kleinere Veränderungen grundsätzlich in allem, das hält auch jung. Bitte deine*n Partner*in darum, Dir etwas Neues beizubringen, bekämpfe jeden Tag Deine Ängste ein bisschen, zeige ihm oder ihr im „erlaubten“ Rahmen etwas Neues. Langsam gewöhnt ihr euch, Neues auszuprobieren und das weitet sich auf die Sexualität aus. Höchstwahrscheinlich werden Deine Wünsche mit der Zeit auch flexibler und hoffentlich kommen immer neue, was das beste Mittel gegen die Routine in einer Beziehung ist. Der Weg ist das Ziel!
- Reden, reden, reden. Lange war es für mich eindeutig „schwarz“, über Probleme zu reden, aber viele regelmäßige kurze Gespräche und Feedbacks zu jeder Kleinigkeit sowie Artikulieren einfacher Wünsche (ich will heute mal 3 Löffel Zucker im Tee haben) verändern das gewöhnliche Kommunikationsmuster. Du redest nicht? Die wenigsten Menschen können Gedanken lesen!
- Geben und nehmen. Mach etwas, was der Partner schon immer wollte: ob Kaffee ins Bett, Tanzkurs oder Fußballspiel. Sei Vorbild der Offenheit für neue Erfahrungen.
- Gönn Dir mehr! Massiere Dich selbst, gehe zur Yoni- bzw. Lingam-Massage (für Yoni-Massage kann ich eine gute Ressource empfehlen: Yoni-massage.info). Als Kind bist Du Situationen begegnet, wo nicht alles geht, was Du willst? F**k it all! Erlaube Dir, das zu kriegen, was Du Dir gerade wünschst! Dann wird es viel einfacher, die Anderen zu fragen. Aber Open End, ohne Druck 😉